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Landesbetrieb erntete in Diskussion um Ortsumgehung Uckerath viel Kritik
von KLAUS HEUSCHÖTTER
HENNEF. "Ich finde es menschenverachtend, dass Sie eine solche Planung verfolgen." Mit dieser Ansicht stand der Mann aus Bierth in der Bürgeranhörung zur Ortsumgehung Uckerath keineswegs allein. Im Gegenteil: Der weit überwiegende Teil der Äußerungen war gegen die Marschrichtung gewandt, die der im Bundesauftrag planende Landesbetrieb Straßenbau (LBS) eingeschlagen hat. So schallten LBS-Abteilungsleiter Jürgen Abs in der Aula der Kopernikus-Realschule bisweilen Pfiffe, Hohngelächter und der Vorwurf entgegen, "Unsinn" zu produzieren.
Vor allem die Bürger aus Bierth reagierten empört auf das Fazit, das Abs aus der Untersuchung sechs möglicher Trassen und der Umweltverträglichkeitsstudie (keine Variante ist verträglich) zog: "Es geht nur die Variante 4." Das sei aber keine Umgehung, entgegneten die Kritiker, denn diese Straße würde erst mitten in Bierth an der Tankstelle beginnen. Zudem verliefe sie zu nah an den Gärten. Plädiert wurde für eine weiträumige Lösung, die ganz Bierth vom Durchgangsverkehr entlastet und möglichst auch den Lichtenbergern etwas bringt, die es in Spitzenzeiten schwer haben, überhaupt erst auf die B 8 zu kommen. Einer großen Nordostumgehung steht jedoch das Flora-Fauna-Habitat Adscheider Bach/Ahrenbachtal im Wege, das europäisches Schutzrecht genießt. Brüssel müsste zustimmen. Weil es aber Alternativen gebe, dürfe die Straße nicht durchs FFH-Gebiet führen, sagte Abs. Unter anderem wegen der Vögel und Fledermäuse komme auch eine überspannende Brücke nicht in Frage.
Nicht zuletzt haben die Planer das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge. Im Vergleich mit einer langen Süd-West-Umgehung, die aufgrund der Topographie aufwendige Geländeanpassungen oder Tunnel und Brücken erfordern würde, nimmt sich die 3,4 Kilometer lange Variante 4 mit 10,8 Millionen Euro günstig aus. Noch preiswerter (9,3 Millionen Euro) ist die vom Landesbetrieb favorisierte, modifizierte Fassung "4m", die bei einer Verkürzung auf 2,9 Kilometer den Wiederanschluss an die Westerwaldstraße schon vor dem Sportplatz vorsieht, was freilich für die Erreichbarkeit der Spiel- und Trainingsstätte des SC Uckerath nicht gut wäre.
Möglich, so Jürgen Abs, sei es, die 4m-Trasse mit zwei Kreiseln an die B 8 anzubinden. Außerdem werde noch geprüft, ob die Trasse kreuzungsfrei in Tieflage unter dem Lescheider Weg und der L 268 ("Zum Siegtal") hindurch geführt werden kann. Dass man diesen Weg gehen sollte, da er Uckerath und zumindest einen Teil von Bierth entlaste, fand ein Anlieger der Bundesstraße, über die am Tag 17 500 Fahrzeuge, darunter viele Lastwagen, rollen: "Das ist nichts Erfreuliches." Die Prognose für das Jahr 2020 weist eine Steigerung auf täglich 20 600 Fahrzeuge in der Uckerather Ortsmitte auf. Zwei Drittel des Verkehrs würden nach dem Bau der "4m" über diese Straße laufen, erklärte Dr. Jürgen Harders von der Kaarster Ingenieurgesellschaft Stolz, die den Verkehr untersuchte.
Unrealistisch erscheinen Alternativen wie der Bau einer Bahnlinie oder die Untertunnelung Uckeraths, die ebenfalls zur Sprache kamen. Eine Querspange von der B 8 bei Vierwinden zum A 3-Anschluss Bad Honnef/Linz bringt laut Dr. Harders dem Ort nicht die angestrebte Entlastung, und mit dem Aufstellen von Lkw-Verbotsschildern könne man, so Abs, nicht den Nahverkehr ausgrenzen, der mit einem Umkreis von 75 Kilometern definiert sei.
Einen Königsweg aus dem Dilemma kennen weder Planer noch Politiker. Einzig den strikten Umgehungsgegnern konnte der Mann vom Landesbetrieb eine Perspektive aufzeigen: "Wenn der Hennefer Stadtrat die Varianten ablehnt, baut der Bund nicht. Dann hören wir einfach auf."
(KR, 16.12.2006)
Der Landesbetriebs Straßenbau stellt den Uckerathern seine Pläne für die Ortsumgehung vor. Die Vorschläge erhitzen die Gemüter. Bierth bleibt außen vor
Von Klaus Elsen
HENNEF. Die geplante Umgehung für Uckerath lässt nach wie vor die Emotionen hochschlagen. Ablehnende Pfiffe und zustimmenden Applaus ernteten Planungsleiter Jürgen Abs vom Landesbetrieb Straßenbau NRW und seine Fachleute, als sie am Donnerstagabend vor mehr als 300 Bürgern in der Aula der Hennefer Realschule die Pläne für die Straße vorstellten, die Uckerath vor dem Verkehrskollaps retten soll.
Nach den Expertenvprträgen stand schnell fest: Die von den Planern favorisierte Variante 4 m spaltet die Uckerather in Befürworter und Gegener - und die Bierther sind verärgert, dass sie überhaupt nicht von der Umgehung profitieren sollen. Ursprünglich hatten die Straßenplaner sechs Varianten ins Auge gefasst. Nach eingehenden Untersuchungen blieb nur die modifizierte Trasse der Variante 4 übrig.
Das machte jedenfalls Jürgen Abs deutlich: "Es geht nur die Variante 4 m, oder es geht auf gut Deutsch gar nichts." Wie berichtet, zweigt diese Trasse zwischen Bierth und Uckerath am Lescheider Weg von der überlasteten B 8 ab und führt in einem nordöstlichen Bogen um Uckerath herum, um in Höhe des Sportplatzes wieder auf die B 8 zu treffen.
Das wird vor allem von den direkt betroffenen Anliegern etwa der "Schreinersbitze" abgelehnt, weil die Umgehung quasi hinter ihren Gärten entlang führen würde. Rund 18.000 Fahtzeuge pro Tag, so hat es ein Gutachter ausgerechnet, werden über die Umgehung rollen und so den Uckerather Ortskern umfahren. Die Gutachter rechnen damit, dass der Verkehr in den Jahren bis 2020 noch einmal um 20 Prozent zunehmen wird, nachdem er sich seit 1980 verdoppelt hat.
Die Einwohner des benachbarten Ortes Bierth dagegen werden wohl weiter mit Lärm, Abgasen und staus leben müssen. Auch nach dem Bau der Umgehung - voraussichtlich in den Jahren bis 2013 - werden täglich deutlich mehr als 20.000 Fahrzeuge durch Bierth rollen. Ihren Unmut darüber machten zahlreiche Bürger mit Zwischenrufen und Pfiffen Luft. Bierth wird von den Umgehungsplanern ausgeklammert, weil eine Verlängerung der Trasse bis zur Straße nach Adscheid das ökologisch besonders wertvolle und deshalb geschützte Fauna-Flora-Habitat im Quellgebiet des Ahrenbaches berühren würde.
Ginge es allein nach den Umwelt-Gutachtern, bekäme Uckerath vermutlich gar keine Ortsumgehung. Die Landschaftsplanerin und Öko-Expertin Carola Schnug-Börgerding aus Altenkirchen machte deutlich, dass sich bei der Untersuchung der Umweltverträglichkeit der einzelnen Trassen schnell herausgestellt habe, dass es nur um die Frage ging: "Welche Trasse ist für die Umwelt am wenigsten schädlich?"
Sie machte anhand einer Karte deutlich, dass Uckerath von ökologisch wertvollen Flächen, Biotopen, Landschafts- und Naturschutzgebieten, wichtigen Naherholungs- und Rückzugsarealen für Mensch und Tier regelrecht eingekreist ist. Wälder, Felder und Wiesen dienen zahlreichen Tierarten als Lebensraum und sind wichtig fürs Klima. In den Augen der Umwelt-Gutachter "sind alle Varianten kritisch". Unter allen schlechten Möglichkeiten sei die Trasse 4 m noch die am wenigsten schlechte. Dieses Fazit forderte Bürger-Reaktionen heraus. "Sie sollten den Mut haben zu sagen, das machen wir nicht", sagte ein Bürger an die Adresse der Planer. Ein anderer meinte: "Vielleicht sind ja alle Varianten Unsinn."
Ebenso deutlich wie sich Straßenplaner Jürgen Abs auf die Variante 4 m als einzig mögliche Trasse festlegte, erteilte der Vizechef des Landesbetriebs der von verschiedenen Bürgern geforderten weiträumigen Umgehung eine Absage. Abs teilte auch mit, was passiert, sollte sich die Stadt Hennef gegen die Planungen aussprechen: "Dann hören wir einfach auf."
(GA, 16.12.2006)
Rund 300 Zuschauer argumentieren bei einer Bürgeranhörung engagiert mit den Fachleuten. Die Planer des Landesbetriebs Straßenbau stehen vor einem Dilemma.
VON RALF ROHRMOSER-VON GLASOW
Hennef - Munter und zuweilen turbulent ging es gestern Abend bei der Bürgeranhörung zu, die der Landesbetrieb Straßenbau NRW angesetzt hatte. Planungsleiter Jürgen Abs stellte mit den beteiligten Ingenieurbüros die verschiedenen Varianten für eine Ortsumgehung Uckerath vor. Rund 300 Interessierte waren in die Aula der Kopernikus-Realschule gekommen. Auch wenn sie engagiert für ihre Meinung fochten, mit Zwischenrufen, Gelächter und tosendem Beifall - letztlich blieben sie fair und sachlich.
Sechs Strecken hatten die Fachleute untersucht und waren letztlich zu dem Ergebnis gekommen, dass keine Trassenführung umweltverträglich ist. Der Landesbetrieb hatte schließlich die sogenannte Variante 4m als einzig realisierbare herausgestellt. Sie schwenkt mitten in Bierth nördlich, umgeht Uckerath-Ort und kommt vor dem Sportplatz wieder heraus. Freunde konnte Abs damit kaum gewinnen, die Gegner einer solchen Ortsumgehung verschafften sich lautstark, mit Argumenten und ordentlich Applaus, das meiste Gehör. Besonders die Bierther zeigten sich, für sie gibt es kaum Entlastung. Die Befürworter gerieten schnell in die Defensive.
"Sie haben hervorragend gearbeitet", attestierte ein Bürger den Beamten, "nur - sie haben den falschen Planungsauftrag." Damit traf er den Geist der Mehrheit. Die nämlich wünscht sich eine weiträumige Umgehung. Nur würde die entweder enorme Kosten verursachen oder mitten durch ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet von europäischer Bedeutung verlaufen. Und Brüssel würde da wohl nicht mitspielen. Abs prophezeite den Uckerathern, dass sie den wachsenden Verkehr auf jeden Fall bekommen werden. Menschenverachtend, Unsinn - die 4m bekam keine guten Noten. Die Gegner zählen jetzt auf den Stadtrat, denn gegen den Willen einer Gemeinde wird der Bund nicht weiter planen lassen. Abs: "Dann hören wir einfach auf."
(KStA, 15.12.2006)
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